Kahlschlag beim Klinikkonzern Niels Stensen
Strategie? Was für eine Strategie?
Seit Juni ist bekannt, dass die Niels-Stensen-Kliniken das St. Raphael-Krankenhaus in Ostercappeln schließen wollen. Auch die ehemalige Paracelsus-Klinik am Natruper Holz in Osnabrück wird dicht gemacht. Dabei hatte der „christliche“ Verbund, der den Namen Niels Stensen trägt, den Standort erst 2019 übernommen. Damit nicht genug: Die Geburtsabteilungen in Melle und im Franziskus-Hospital Harderberg werden ebenfalls geschlossen. Das Krankenhaus in Ankum war bereits im letzten Jahr zu einem „Gesundheitszentrum“ herabgestuft worden.
Diesen Kahlschlag bezeichnet der Klinikkonzern Niels Stensen dreist als „Medizinstrategie 2028“. Von den Beschäftigten hört man etwas ganz anderes. Sie waren nicht informiert, geschweige denn einbezogen in die Pläne des Konzerns. Den hochtrabenden Ankündigungen, dass sich Kräfte konzentrieren ließen und damit auch der Personalmangel entschärft würde, löst bei ihnen nur Kopfschütteln aus. Wer die „Pläne“ der Geschäftsführung liest, der muss erkennen: Es gibt keinen Plan dahinter, nur Kürzungen und Schließungen.
Noch im Mai letzten Jahres fragte die NOZ bei Werner Lullmann nach, ob das St. Raphael-Krankenhaus in Ostercappeln von weiteren „Umstrukturierungen“ wie in Ankum betroffen sei. Lullmann war bis Juni 2024 Geschäftsführer der Niels-Stensen-Kliniken. Seine Antwort: Es gebe „keinerlei Pläne, unseren Standort in Ostercappeln in ein Regionales Gesundheitszentrum umzuwandeln“ (NOZ vom 10.5.23). Lullmann sah das Krankenhaus St. Raphael sogar durch „die Spezialisierung sehr gut aufgestellt“. Daran stimmt nur, dass es ein Gesundheitszentrum wie in Ankum für Ostercappeln nicht geben wird – das Krankenhaus wird einfach komplett zugemacht. Das zeigt: Entweder hat Lullmann die Öffentlichkeit damals bewusst in die Irre geführt oder der damalige Geschäftsführer ahnte vor einem Jahr selbst noch nichts von der „Strategie“ seines Konzerns.
Auch die Schließung des Standorts Natruper Holz lässt sich wohl kaum als Teil einer „Medizinstrategie“ bezeichnen. Insgesamt krankt das Gesundheitswesen an chronischer Unterfinanzierung, Fehlsteuerung und Profitorientierung. Deshalb setzten die Niels-Stensen-Kliniken lange auf Expansion. Der Kauf der ehemaligen Para-Klinik war teuer und lässt sich nur dadurch erklären, dass in Osnabrück zwei Maximalversorger um lukrative Versorgungsaufträge kämpfen.
Die Gewerkschaft ver.di fordert nun Beschäftigungsgarantien für die Kolleginnen und Kollegen, die von den Schließungen betroffen sind. Diese werden nicht nur eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung in der Region Osnabrück nach sich ziehen, sondern auch einen Personalabbau. Der Hinweis der Geschäftsführung auf die Unterbesetzung in anderen Häusern ist zwar richtig. Da die Beschäftigten jedoch bisher kaum einbezogen wurden und teilweise bis heute nicht wissen, was auf sie zukommt, herrscht Unsicherheit und Frust. Wer in einem Mangelberuf arbeitet, wird sich bereits nach einer neuen Stelle umgeschaut haben.
ver.di fordert eine transparente Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung unter Einbeziehung von Bevölkerung und Beschäftigten. Dazu bedarf es im ersten Schritt einer Analyse der künftigen medizinischen Bedarfe. Die „Medizinstrategie 2028“ der Niels-Stensen-Kliniken berücksichtigt all dies nicht. Der Protest der Beschäftigten und der Bevölkerung – wie am 6. Juli in Ostercappeln – ist gerechtfertigt. Die Schließungen müssen zurückgenommen werden.
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Millionärssteuer statt CO2-Steuer – Umweltschutz geht nur sozial
Stellungnahme von Meike Siefker, OB-Kandidatin der DKP Osnabrück
Alle reden vom Klimaschutz – ich auch. Wir müssen anders wirtschaften, arbeiten und leben, um die Erderwärmung zu stoppen. Ich rede aber auch von der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, auch hier in Osnabrück. Und ich frage: wer soll das bezahlen?
Seit 1. Juli 2021 sammeln Klimaaktivist:innen Unterschriften für einen Einwohner:innenantrag „Osnabrück klimaneutral“. Sie fordern: die Stadt Osnabrück soll spätestens bis zum Herbst 2022 einen „Klimaaktionsplan“ beschließen. „Damit reihen wir uns in eine bundesweite Kampagne von German Zero ein“, heißt es auf ihrer Homepage
Wen trifft die CO2-Steuer?
„German Zero“ fordert bundesweit mit Aktionen wie diesem „Klimaentscheid“ in Osnabrück ein „1,5-Grad-Gesetzespaket“. An erster Stelle steht dort der „CO2-Preis“: „Der Ausstoß von Treibhausgasen braucht einen Preis – …an diesem Punkt sind sich mittlerweile auch nahezu alle deutschen Parteien einig“ (S. 14).
CDU, SPD, FDP und Grüne streiten nur noch über Höhe und Form eines CO2-Preises. Die Große Koalition hat im letzten Jahr eine CO2-Steuer auf Benzin, Diesel, Heizöl und Gas eingeführt: 25 € pro Tonne CO2 seit Januar 2021, in den nächsten Jahren mehr.
Diese Steuer macht Heizen und Autofahren teurer. Sie vertieft die soziale Kluft zwischen Arm und Reich, ohne dem Klima wirklich zu helfen. Denn: Die CO2-Steuer trifft besonders diejenigen, die einen großen Anteil ihres Einkommens für das täglichen Leben ausgeben, aber kaum Möglichkeiten haben, auf Alternativen umzusteigen: Mieter:innen, Pendler:innen, Geringverdiener:innen.
Unsere Alternative: Investitionsoffensive
Ich möchte mich stattdessen für gezielte Investitionen dort einsetzen, wo Osnabrück besonders weit von den Klimazielen entfernt ist. Beim Ausstoß klimaschädlicher Gase im Verkehr berichtet die Stadtverwaltung in ihrem Klimaschutzbericht 2020 eine Steigerung von 14 Prozent gegenüber 1990, statt der eigentlich nötigen Reduzierung um 40 Prozent. Wir brauchen Maßnahmen, die den Umstieg vom individuellen Auto auf klimafreundlichere Alternativen fördern: sichere Radwege, ein leistungsfähiges und für jede:n bezahlbares Busnetz, eine Stadtbahn, Park-and-Ride-Plätze.
Ich unterstütze darum die Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbundes nach einer „kommunalen Investitionsoffensive“. Dafür brauchen die Kommunen mehr Einnahmen. Ich sehe dafür vor allem zwei Maßnahmen als dringlich an:
- Wiedererhebung der Vermögenssteuer als Millionärssteuer
- Abrüstung statt Aufrüstung
Meike Siefker
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Positionen der DKP Osnabrück
Gesundheit als Ware? Das ist doch krank …
„Dass die Infektionswelle trotz mäßiger Vorbereitung bisher relativ glimpflich verlief, dies ist nicht ein Verdienst der Politik, sondern liegt vor allem daran, dass die Bürger sich mittlerweile gut selbst disziplinieren und Abstand halten“, so Dr. Gisbert Voigt, bis 7. Mai 2020 Bezirkschef der Osnabrücker Ärztekammer (NOZ, 8. Mai 2020).
Nach der Schweinegrippe 2009 habe „der Bundestag im Jahr 2012 sogar eine große Studie in Auftrag gegeben, welche Auswirkungen eine zukünftige CoronaPandemie haben könnte. Allerdings hatten diese Diskussionen leider nicht zur Folge, dass wir uns als Konsequenz daraus
entsprechend auf möglicherweise noch schwerwiegendere Pandemien mit noch mehr Todesopfern vorbereitet hätten. Die Politik hätte unter anderem zwingend mehr per
sönliche Schutzausrüstung vorhalten müssen.“
Das Virus traf auf ein Gesundheitswesen, das in den letzten Jahrzehnten gezielt und systematisch der kapitalistischen Marktlogik unterworfen wurde. Die Coronakrise zeigt: dieses System ist nicht in der Lage, die Probleme zu lösen.
Wie war es bei Ausbruch der Pandemie? Während dringend medizinisches Personal gebraucht wird, gelingt es nicht, die Kolleginnen und Kollegen mit angemessener Schutzkleidung auszustatten und sie täglich zu testen, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Während
händeringend Bettenkapazitäten gebraucht werden, melden private Kliniken Kurzarbeit an, aus Angst vor Gewinnverlusten oder sie belegen Betten mit geplanten Operationen. Während Hygiene an erster Stelle stehen muss, werden Reinigungsarbeiten auf ein Mindestmaß reduziert.
Mehr Betten und mehr Beatmungsgeräte reichen nicht aus. Wir brauchen die Kolleginnen und
Kollegen, die sie bedienen und Patienten versorgen können. Doch: Schon im Normalzustand fehlte es im Gesundheitswesen an Personal.
Seit der Einführung der „Fallpauschalen“ wurden Zehntausende Stellen in der Pflege abgebaut. Öffentliche Krankenhäuser wurden privatisiert, Reinigung und Transport wurden ausgelagert.
Auch in der Altenpflege wurde mit Einführung der Pflegeversicherung das Selbstkostendeckungsprinzip abgeschafft. Auch dort spielt heute der Profit die entscheidende Rolle. Die Folgen wurden nicht zuletzt im Alloheim in Bramsche sichtbar.
Doch Gesundheitsminister Spahn hält nicht nur am Prinzip der Fallpauschalen fest. Als Dank für Ihren „systemrelevanten“ Einsatz hat die Regierung für Pflegekräfte die
Schutzvorschriften im Arbeitszeitgesetz aufgeweicht und 12-Stundenschichten sowie eine verkürzte Ruhezeit erlaubt.
Dagegen fordert Uwe Alschner vom Verband der kommunalen Krankenhäuser IVKK darum, dass das „Experiment, Krankenhäuser wie kommerzielle ProfitCenter zu betreiben“, abgebrochen werden müsse: „Daseinsvorsorge ist kein marktfähiges Produkt!“ (Tagesspiegel, 20.04.2020)
Wir fordern:
• Mehr Personal in Gesundheit und Pflege!
Höhere Löhne für die Beschäftigten – nicht nur in der Krise!
Sofortige Zahlung eines Pandemiezuschlags als erster Schritt
• Umsetzung aller notwendigen Schutzmaßnahmen und HygieneSchulungen für
das gesamte Personal in Gesundheit und Pflege, auch für Reinigungskräfte, Fahrer und Therapeuten.
• Staatliche Eingriffe zur Umstellung auf die Produktion von jetzt notwendigen Gütern.
• Wiedereinführung des Selbstkostendeckungsprinzips in Gesundheit und Pflege statt der Fall
pauschalen und Pflegeversicherung/Pflegegrade!
Rücknahme der Privatisierungen! Kein Profit mit der Gesundheit!